Insel Öland

Vogelparadies und Badeinsel der schwedischen Königsfamilie

Öland mit seinem reichen Vogelleben und seiner Blumenpracht versetzte selbst Carl von Linne, den großen Naturforscher, in Erstaunen, als er 1771 die schwedische Ostseeinsel aufsuchte, um eine Bestandsaufnahme der Vögel und Pflanzen zu machen. Es ist kaum zu beschreiben, was auf Öland an Land- und Seevögeln zu Hause ist. Für Vogelfreunde und Naturfotografen gibt es praktisch das ganze Jahr über etwas zu beobachten und zu fotografieren. Als ich im letzten Frühjahr, Mitte April, Öland erreichte, war es noch recht kalt und regnerisch. Überall auf Feldern, Wiesen und auf der eigenartigen Kalkheidefläche (Alvaret) standen Wasserlachen, die von Enten, Gänsen und Höckerschwänen belagert wurden. Von Tag zu Tag konnte ich mehr Vögel beobachten. Große Trupps von Kleinvögeln und Limikolen (Watvögel) stellten sich ein. Die Zwerg-und Singschwäne gaben nur ein kurzes Gastspiel auf der Insel, sie zogen bald weiter in Richtung Norden, ebenso wie die Eis- und Eiderenten, die auf Öland nur überwintern.

Nonnengänse

Über dem Kalmarsund konnte ich frühmorgens von Beijershamn aus den Zug der Eiderenten beobachten. Ein faszinierenden Anblick für jeden Naturfreund. Dicht über dem Ostseewasser flogen sie in großen Schwärmen ihrem Brutgebiet entgegen. Die sechs Kilometer lange Ölandbrücke , die die Insel mit dem Festland verbindet, wurde von fast allen Vögeln überflogen, obwohl sie bei einer Höhe von gut 40 Metern auch leicht hätte unterflogen werden können. Dahinter ging es aber wieder runter auf die alte Flughöhe. Wie mir schwedische Ornithologen berichteten, ziehen jedes Jahr von März bis April mehrere hunderttausend Enten durch den Kalmarsund in Richtung Norden.
Der erste Zugvogel, der im Frühjahr auf Öland eintrifft, ist der Kiebitz. Seine Sehnsucht nach der Insel ist so stark, daß er oft zu früh ankommt und in Schnee und Kälte umkommt.

Kiebitz

Ölands elegantester Vogel, der Säbelschnäbler, „stelzt“ an der Ostküste herum und durchsucht den schlammigen Boden mit seinem originellen Schnabel. „Möckelmossen“ , mitten in der Alvar-Steppe, wo u.a. Lachmöwen, Hauben- Rothals- und Ohrentaucher, beobachtet werden können, gehört zu den besten Brutgebieten für Wat- und Wasservögel.

Kampfläufer

Vogelkundler aus ganz Europa reisen an, um den prächtigen Ohrentaucher auf Öland im Brutkleid zu erleben. Seine Erkennungszeichen sind: rosafarbener Hals, schwarzer Backenbart und rostrote Federohren. In „Alböke“ auf der Alvar-Steppe kann man die Balz der Kampfläufer, Brachvögel und Brandgänse beobachten, dazu Rotschenkel, Austernfischer und Uferschnepfen, die alle aufmerksam ihre Jungen bewachen.

Über der offenen Landschaft ist der Zug der Kraniche und Wildgänse zu sehen und zu hören.

Kraniche über Öland auf den Zug nach Norden

Häufig rüttelt der kleine Turmfalke am Himmel und hält Ausschau nach Beute. Die Rohrweihe, Feind aller Kleinvögel, und der Höckerschwan nisten im Schilfgürtel des Hornsjö-Sees. Kleinvögel, wie Rot- und Blaukehlchen, Gelbspötter, Goldammer und Lerche sind überall auf Öland vertreten.

Das auf der Südspitze der Insel gelegene „Naturreservat Ottenby“ ist ein Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung. Die Küstenlinie des Reservats ist geprägt von Sandstränden, Schieferbänken, sandigen Landzungen und im Ostseewasser stehenden Felsen. Hier sind die Watvögel zu Hause. In dem angespülten, mehrere Meter breiten Tanggürtel finden sie reichlich Nahrung. Im Norden des Reservats liegt „Ottenbylund“, ein naturhafter Eichen-Birken- und Espenwald, der als Unterschlupf für die heimischen und durchziehenden Singvögel von großer Bedeutung ist. Die Schafweiden, die sich im Osten der Inselspitze ausbreiten, ziehen ebenfalls viele Vögel an. In diesem Gebiet stellt sich regelmäßig die Wiesenweihe zum Brüten ein, eine Weihenart, die in Mitteleuropa vom Aussterben bedroht ist. Die kleinste und zierlichste aller Weihen (Spannweite ca. 110 cm) zieht in der Regel vier Junge auf. Im Herbst verlassen die Wiesenweihen Öland und fliegen in den sonnig Süden.

Nonnengänse

Auch die Kraniche, auf ihrem Weg nach Norden, kennen die Schafweiden. Zu Hunderten rasten sie hier, um dann mit neuer Kraft weiterzufliegen. Einige Kranichpaare brüten auch auf Öland in unzugänglichen Sumpfgebieten.



König Carl XVI Gustaf von Schweden und Königin Sylvia, deren Sommerschloß „Soliden“ etwa in der Mitte der 140 Kilometer langen Insel liegt, besuchten am 05. Mai 1997 das Naturreservat Ottenby. Der Besuch hatte einen besonderen Grund. Funk, Fernsehen und die Presse waren dabei, als der König vor ca. 500 Vogelfreunden die Einweihung des neu erbauten „Ottenby Naturums“ vornahm. Die gesamte schwedische Presse berichtete am nächsten Tag ausführlich über das besondere Ereignis. Ein Bericht in Smalands größter Tageszeitung „Barometern“ las sich so:



Eine besondere Einweihung

König Karl XVI Gustaf hat schon viele Einweihungszeremonien mitgemacht, doch bei der Einweihung des Ottenby Naturum am Montag vormittag erlebte er eine neue Variante. Ein früh am Morgen gefangener Halsbandfliegenschnäpper sollte seine Freiheit wiedererlangen. Vor den versammelten Gästen bekam der König Hilfe beim Beringen des Vogels vom Leiter der Vogelstation und zukünftigen Geschäftsführer der Ottenby Naturum Gesellschaft, Jan Petterson. Zu Ehren des Tages bekam der Vogel einen Goldring um seinen Fuß. Dann war es soweit. Als der König die Hand öffnete, schien der Fliegenschnäpper noch gar nicht zu glauben, daß er seine Freiheit wiederbekam. Aber nach einem kurzen Augenblick landete er in einem nahen Baum. „Mit dieser symbolischen Handlung erkläre ich das Naturum für eröffnet“, sagte der König, der selber vom Vogelzug faziniert ist. „Ich möchte allen, die am Aufbau mitgewirkt haben, viel Glück wünschen. Ihr habt alle Achtung verdient. Für mich ist Ottenby ein Ort mit vielen Kindheitserinnerungen. Gerne komme ich hier zurück, besonders im Frühling. Als Kinder hat meine Mutter mich und die Geschwister oft nach hier mitgenommen. Schon damals habe ich darüber gestaunt, wie die Bachstelze jedes Jahr von Afrika zur gleichen Dachpfanne zurück findet. Wird dieser Halsbandschnäpper wieder nach hier zurückkommen?“ Hat der König ein besonderes Interesse für Vögel? „Ich bin in der Natur aufgewachsen, aber nicht nur an der Vogelwelt interessiert.“ Eine andere Frage eines Pressevertreters war die nach dem Lieblingsvogel des Königs. „Ich habe eigentlich keinen. Es müßte wohl der Eisvogel (Königsfischer) sein“. Gösta Friberg, der Leiter von Ottenby Naturum, fragt: “Hätte es nicht besser aus Anlaß des Tages mit einem Goldhähnchen (kungsfagel) gepaßt?“ „Wir haben in der letzten Zeit kein Goldhähnchen gefangen, aber auch wenn wir eines gehabt hätten, wäre unsere Wahl auf den Halsbandfliegenschnäpper wegen seiner schönen Farben gefallen.“ Nach der Einweihungszeremonie wurden die königlichen und anderen Gäste herumgeführt. Zunächst durch die Ausstellungen, dann zu den Verstecken draußen am Strand.

„Wie gefällt Ottenby Naturum dem König?“ „Es ist sehr schön. Anfangs waren wir etwas beunruhigt, daß so ein großer Bau nicht in das Dorf Ottenby passen sollte, aber durch die Ecken und Winkel paßt es sich gut an.“ Er findet es gut, daß man nicht nur an die Vögel sondern auch an die Landschaft denkt. Es gibt ja hier auch einen Königshof, der in der Zeit Gustaf Vasas zurückreicht. Während die anderen Gäste noch bis zum Lunch dablieben und durch das Naturschutzgebiet geführt wurden, reisten der König und Silvia weiter, um am Nachmittag wieder in Stockholm zu sein. Dort mußte er nämlich den Polarpreis 97 an den Rocksänger Bruce Springsteen und Chorleiter Erik Eriksson verleihen. Die übrigen Redner bei der Einweihung waren der Generaldirektor von Natuvarsverket Rolf Annerberg, Landeshauptmann Anita Brakenhielm, Kommunalrat Hardy Petterson aus Mörbylanga und Jan Petterson von der Vogelwarte Ottenby. Konferenzier war Schloßchef Odd Zschiedrich. Die Sprecher waren in einem einig: Naturum und der Ausbau der übrigen Anlagen wie Gebäude,Wege, Verstecke und Informationen bedeutet einen großen Schritt nach vorn für den Natur- und Kulturtourismus in Ottenby. Insgesamt sind 23 Millionen Kronen verbaut worden. Das Geld kam von Naturvardsverket, der EU, der Bezirksregierung, Schwedens Ornithologen- Vereinigung u.a. Es war der größte staatliche Auftrag der letzten Jahre im südlichen Öland.


Uferschnepfe



Anreise nach Öland:

Über die Vogelfluglinie oder mit der Fähre Travemünde- Trelleborg und dann weiter auf der E 22 über Kristianstad- Karlshamn- Karlskrona- Kalmar- Öland.

Beste Reisezeit:

Für den Naturfotografen mit Sicherheit April, Mai. September und Oktober. Für den Vogelbeobachter über das ganze Jahr hinweg.

Fotoausrüstung:

Meine am häufigsten verwendete Brennweite auf Öland war das 4,5/500 mm Objektiv, das ich , wenn erforderlich , mit dem 1,4 oder 2 x Konverter auf 700 oder 1000 mm verlängerte. Aber auch das Weitwinkel- und das Zoomobjektiv 2,8/70-210 habe ich immer wieder einsetzen können, das Zoomobjektiv besonders auf einigen wunderschönen Orchideenwiesen und auf dem Alvaret.

© Jürgen Schiersmann

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